Die letzten Tage war es ruhig um uns. Wir haben es uns einfach gut gehen lassen und das wunderschöne und aufregende Kanada genossen. Aber lest selbst:
Die Schmerzen von unserem „mega trail“ haben wir in Thunderbay noch gut gespürt, aber das war fast zu erwarten. Auf dem Weg zu den „Kakabeka Falls“ (Ja, die heißen tatsächlich so😊) winkt uns plötzlich aus einem Wohnmobil ein anderes Paar. Bei genauerem Hinsehen müssen wir schmunzeln, denn die beiden sind mit Aargauer-Kennzeichen unterwegs und wohnen daher offensichtlich gar nicht weit weg von uns. Unterwegs verlieren wir uns aus den Augen und nachdem wir die Wasserfälle bereits ein paar Kilometer hinter uns gelassen haben, sehen wir das Wohnmobil an einem Picknick-Platz stehen. Wir halten an und kommen ins Gespräch. Claire & Ueli kommen aus Wislikofen im schönen Aargau und wohnen keine 20 km von uns zu Hause entfernt. Na wenn das mal kein wahnsinniger Zufall ist, dass wir uns genau hier im weitläufigen Kanada treffen. Unsere Fahrzeuge waren übrigens auch auf demselben Schiff, wie wir später feststellten.
Wir verbrachten einen sehr schönen Abend mit den beiden und lauschten Gespannt Ihren Reisegeschichten, die sie in allen möglichen Länder erlebt haben. An dieser Stelle nochmal ganz lieben Dank an die beiden für das Abendessen und den super leckeren Latte Macchiato. Wir freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen zu Hause.
Die Nacht verbachten wir dann auch direkt auf dem Parkplatz, der im Übrigen auch die Grenze zur nächsten Zeitzone bildet. In der Provinz Manitoba ticken die Uhren im wahrsten Sinne des Wortes anders –plötzlich dürfen wir die Uhr nochmal eine weitere Stunde zurück stellen. Zu Deutschland haben wir nun also schon 7 Stunden Zeitunterschied.
Ansonsten beheimatet Manitoba unzählige Kornfelder, eine Farm nach der anderen, ganz viele Tiere und Natur so weit das Auge reicht. Unser Weg führt uns über Winnipeg (wo wir uns nur kurz verweilen) weiter in den „Riding Mountain Nationalpark“. Auf dem Weg dorthin entdecken wir zufällig das „Agricultural Museum“ in Austin und statteten diesem direkt einen Besuch ab. Es ist eher unscheinbar, zählt zu seiner Ausstellung aber ein riesen Sammelsurium von landwirtschaftlichen Maschinen aller Art. Es fühlt sich an wie eine richtige Zeitreise, denn das Gelände ist zusätzlich dazu noch wie eine kleine Stadt aus früheren Zeiten angelegt.
Richtig cool - von Mühle über Schlosserei, Schule, bis hin zum Tante-Emma-Laden war alles dabei. Sogar komplette Häuser und alles völlig detailgetreu eingerichtet. In einigen Hallen ließen die dort untergestellten Oldtimer Trucks und Autos Christian’s Schrauber und Autoliebhaber-Herz höher schlagen. Allerhand Schätze waren da zu bestaunen und den ein oder anderen hätte er am liebsten direkt eingepackt.
Am Park angekommen, schlugen wir sehr idyllisch direkt am „Clear Lake“ unser Nachtquartier auf und bekamen beim Grillen noch Besuch von einem Hasen und ein paar neugierigen Eichhörnchen.
Am nächsten Tag ließ die Wolkendecke erst gegen Nachmittag die Sonne durchblitzen – so lange war für uns dann halt „Camper-Couching“, Fotos sortieren ein bisschen lesen und einfach relaxen angesagt. Tat richtig gut und vor allem das Sortieren der Fotos musste in Anbetracht unserer beträchtlichen Sammlung auch mal sein. Ihr dürft euch also auf gut sortiertes Material freuen 😊
Da es für ein Bad im See noch etwas zu kalt war, beschlossen wir das Seewasser in unseren Solarduschen etwas aufwärmen zu lassen. Das Ding heißt tatsächlich völlig verdient „Clear Lake“ – das Wasser war sehr klar und wurde sofort als geeignet zum Duschen befunden. Ich (Kerstin) testete heroisch die Wassertemperatur und beschloss erst mal die Haare zu waschen. Sicher ist sicher – man weiß ja nie. Das klappte auch wunderbar und ratzfatz hatte ich die Haare wieder schön. Erstaunlicherweise völlig ohne Föhn und Glätteisen – einfach mit Hilfe der Sonne und ein wenig Wind. Ok gut – das Haaröl hat auch noch gute Dienste geleistet und so war die Frisur im Nu wieder vorzeigbar.
Beim Duschen hätten wir um ein Haar dann einen tierischen Zuschauer gehabt. Im Gebüsch hatte sich ein kleiner Schwarzbär versteckt, der dann aber kurzerhand die Flucht ergriff als er uns wahrnahm.
Frisch und fröhlich machten wir uns auf zur weiteren Erkundungstour in den Park. Und die war wirklich sehr abenteuerlich. Wenn man von der „Hauptstraße“ abbiegt dann gelangt man schnell mal auf eine eher wenig ausgebaute Straße – man könnte es getrost auch „Feldweg“ nennen.
Das ist in Manitoba offensichtlich aber gar nichts abnormales, denn das ging Kilometerweise so weiter. Diese Wege sind zwar ziemlich breit, dafür aber eeeeeeeeextrem staubig und meeeeeeega steinig. Wir wirbelten also beim Fahren gut Staub auf und stellten fest, dass unser Moe nicht überall ganz „dicht“ ist und gerne mal das ein oder andere Staubkorn reinlässt. Vor allem bei dieser wunderbaren Lüftungsklappe wo die Gasflasche sitzt. Naja, halb so wild – der Staub war im Nu weggeputzt und die Lüftung nochmals etwas nachbearbeitet. Diese Provisorien halten meist ja eh bis in die Ewigkeit und sind bekanntlich ja oftmals auch die besten Lösungen 😊 Für die nächsten Schotterpisten und Geländefahrten sind wir jetzt also bestens gerüstet.
An den Folgetagen erkundeten wir die Gegend um den „Lake Manitoba“ und machten uns wieder auf den Rückweg nach Winnipeg. Dort sollten wir eigentlich ein Paket in Empfang nehmen. Es stellte sich aber heraus, dass die kanadische Post doch auch eher etwas unprofessionell arbeitet. Von dem Paket war auf jeden Fall keine Spur und auch die Anrufe bei der Kundenhotline waren eher von mäßigem Erfolg gekrönt.
Außer einem „Sie müssen warten“ oder „ich kann Ihnen da jetzt nicht helfen“ war nichts zu hören. Mann, hatte die Dame ein Glück, dass mein Englisch Wortschatz ein „Zusammenscheißen“ wie ich es in Deutschland gemacht hätte nicht hergibt😂
Aber auch davon wollten wir uns nicht unnötig runterziehen lassen und beschlossen dann halt erst mal ohne das blöde Paket weiter in Richtung Saskatoon zu ziehen. Bei einer kurzen Pipi-Pause beim nächsten Einkaufszentrum wurden wir von zwei Engländern angequatscht, die lustigerweise ebenfalls mit einem VW T4 unterwegs sind. Den haben sie sogar in Deutschland gekauft und es könnte glatt „Moe 2“ sein – auch zweifarbig lackiert nur in Rot statt Blau und mit Aufstelldach statt Hochdach. Beim smalltalken stellte sich dann heraus, dass es sich bei den beiden genau um die T4-ler handelt, die einen Tag vor uns auf dem Campground auf Prince Edward Island waren. Davon hatten uns die Betreiber sogar noch erzählt, weil sie es so lustig fanden, dass in kürzester Zeit genau zwei von diesen für Kanada eher etwas exotischen Campern bei Ihnen reinschauten. Wieder so ein unglaublicher Zufall, dass wir genau diese beiden tatsächlich ein paar Wochen später ganz zufällig auf einem Parkplatz kennenlernen.
Unsere zunächst geplante „Nachtfahrt“ wurde dann von einer kleinen Schlechtwetterfront durchkreuzt. Der im Radio angekündigte „little thunderstorm“ stellte sich als ordentliches Gewitter mit richtig, richtig fetten Regentropfen heraus. Immer wieder erhellten Blitze den Himmel. Ok, das reicht dann auch für heute – also ab ins Bett und lieber morgen weiterfahren.
Und gestern Morgen sah die Welt doch gleich schon wieder viel besser aus. Weil unser Wassertank völlig leer war beschlossen wir ganz frech einfach mal bei der nächsten Tankstelle zu fragen ob wir ihn auffüllen dürfen. Dort trafen wir auf „Peter“, dessen Frau gebürtig aus Österreich stammt und der sowohl deutsche als auch englische Großeltern hat. Er hatte leider keinen Wasseranschluss – aber dafür jede Menge Tipps im Gepäck. Das Wasser durften wir dann an der nächst größeren Tankstelle ohne Probleme auffüllen. Völlig hilfsbereit zeigte man uns dort im Mitarbeiterbereich den Wasseranschluss, an dem wir in aller Ruhe unsere Kanister füllen durften.
Es sind diese kleinen Begegnungen und diese immense Hilfsbereitschaft die uns immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Selbst über unsere Facebook-Seite und per E-Mail haben wir von wildfremden Leuten einige Nachrichten erhalten, die Moe irgendwo gesehen haben und uns einfach mal ein paar Grüße da lassen und "safe travels" wünschen wollen. Wir hätten niemals gedacht, dass wir als „Wildcamper“ überall so herzlich empfangen werden. Ok, der ein oder andere hat uns auch schon gefragt, ob wir Gras rauchen oder Hippies sind – aber das ist wirklich eher die Ausnahme 😊
Auf halber Strecke nach Saskatoon dann ein Schock-Moment!! Christian’s Handy fällt aus dem Handyhalter und plötzlich macht „Moe“ nur noch komische Geräusche. Der Motor läuft nicht mehr!!! Aaaahhh Mist – und wir stehen natürlich genau an einer Ampel. Nach kurzem Durchschnaufen ist alles klar. Das Handy hat beim Sturz unseren „Spezial-Anti-Diebstahl-Knopf“ gestreift und somit die Stromversorgung zum Steuergerät unterbrochen.
Fehler gefunden – Knopf gedrückt – Motor läuft wieder! Vor lauter Aufregung noch fast ein Crash – die Vorfahrt der Dame im roten Auto haben wir mal kurz völlig ignoriert. Alles nochmal gut gegangen – Puuuhhh! Aber was ist das für ein Geräusch das da nicht weggeht? Nach kurzem Check von Christian wird es als „unwichtiges Geräusch“, das nicht so schlimm ist eingestuft. Unterboden Check ergab nichts – also weiterfahren und beobachten.
Auf der Nebenstraße eine extra Runde gedreht und plötzlich ist das Geräusch verschwunden. Klasse- so haben wir das am liebsten. Moe hat sich selbst repariert! Beim Zurückfahren halten wir Ausschau ob da vielleicht irgendwas liegt, das wir verloren haben. Und wir sehen tatsächlich was – gehört das uns?? Mhmmm… keine Ahnung, aber lieber mal anhalten und einpacken – entsorgen können wir das immer noch. Und siehe da… das Teil gehört tatsächlich uns. Es WAR das „Ankerblech“, quasi das Schutzblech der Bremsscheiben, dass sich da verabschiedet hat. Dem verrosteten Ding haben die Straßen der Provinz Saskatchewan mit ihren unzähligen Kies-Ausbesserungen (für Teer hat hier irgendwie keiner was übrig) und den riesen Pfützen offensichtlich den Rest gegeben.
Nur gut, dass wir das Ding nicht bei voller Fahrt verloren haben!
Am späten Abend ist Saskatoon erreicht. Übrigens sind wir Deutschland mittlerweile um 8 Stunden hinterher. Wir haben die nächste Zeitzone erreicht 😊
In diesem Sinne wünschen wir euch noch einen schönen Abend.
Liebe Grüße
Kerstin & Christian
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