Über den Ort Red Deer führte uns der Highway 11 langsam in Richtung Rocky Mountains. Die Strecke auf dem berühmten Highway 93, der auch „Icefield Parkway“ genannt wird, wollten wir uns aber für den nächsten Tag aufheben. Ein geeignetes Schlafplätzchen war schnell gefunden und so durfte Moe uns über einen recht steinigen, leicht überschwemmten Feldweg ans wunderschöne Ufer eines Gletschersees führen. Dank Syncro-Allrad-Power war das absolut kein Problem.
Am nächsten Tag machten wir uns frisch gestärkt dann auf den Weg um endlich diesen tollen Higway-Abschnitt zu erkunden. Kaum ein paar Kilometer gefahren sahen wir von der Straße aus wieder so einen leuchtenden See, an dem wir nicht einfach so vorbei fahren konnten. Von der Traumkulisse leicht geblendet wurde Christian etwas übermütig und versenkte Moe beim absichtlichen rausfahren übers Wasser komplett im Matsch. Trotz Syncro-Power, und Differential-Sperre nichts zu machen – wir saßen komplett fest.
Glücklicherweise hatten Stan und seine Familie Mitleid und zogen uns mit Ihrem Pickup gleich raus. Sie hatten uns schon beobachtet und waren quasi sicher, dass das Manöver ordentlich in die Hose gehen würde. Ich hatte Christian ja noch gebeten, das nicht zu tun – aber der Allrad-Spieltrieb war einfach zu groß. Zur Strafe musste er dann aber auch aus unserer Kiste, die fast schon im Matsch stand, das Abschleppseil holen und steckte quasi selbst inklusive Flipflops bis zum Schienbein im Matsch.
Nach geglücktem Rettungsmanöver luden uns Stan & Co dann auch gleich noch zu sich auf den nahegelegenen Campground auf einen Hotdog ein. Dies nahmen wir natürlich sehr gerne an und schossen gleich noch ein Erinnerungsfoto mit der ganzen Familie.
Nun aber – volle Fahrt voraus und ab zum Icefield Parkway. Bereits der Weg dahin war wirklich meeeega schön. Eine unglaublich tolle Aussicht auf das Bergpanorama und das ist erst noch der Anfang. An der Kreuzung zum Highway 93 bogen wir rechts nach Jasper ab und steuerten gleich mal das berühmte „Columbia Icefield“ an. Vom Parkplatz aus machten wir uns zu Fuß auf dem Weg zum Eisfeld des Gletschers und genossen gut eingepackt bei strahlendem Sonnenschein die Aussicht auf dieses Überbleibsel aus der letzten Eiszeit. Die Busfahrt aufs Eisfeld sparten wir uns, weil wir die als massiv zu überteuert ansahen und man eigentlich auch nicht viel mehr sieht.
Stattdessen wollten wir lieber auf eigene Faust die weitere Umgebung erkunden. Und da gab es wirklich jede Menge. Alle paar Kilometer gibt es eine Bilderbuch-Kulisse mit Lookout oder ein anderes kleines Highlight.
Bei den „Tangle Creek“ Wasserfällen sahen wir dann ein Reisemobil mit SO-Kennzeichen aus der Schweiz und lernten kurz darauf die Jungs dazu kennen. Thomas & Stefan haben in Ihrem Toyota mit Wohnkabine schon einige Länder erkundet und sind nun seit knapp 4 Wochen in Kanada unterwegs. Auf Ihrem Blog www.einmalrundum.ch berichten sie über ihre Reise und stellen tolle Bilder online.
Wir waren uns gleich sympathisch und beschlossen gemeinsam weiter zum nächsten Campground zu fahren. Dort teilten wir uns dann aufgrund von Platzmangel auch gleich einen Platz. Das war mit unseren zwei Fahrzeugen auch kein Problem, denn für kanadische Verhältnisse sind die ja eher klein 😊
Am nächsten Tag standen zuerst einmal die „Athabasca Falls“ auf dem Programm und dort verweilten wir uns dank der wunderschönen Aussicht auch einige Stunden am Wasserfall und dem dazugehörigen See. Den Nachmittag ließen wir dann auf dem Weg in Richtung Webasso und dem dortigen Campground bei einem lecker Stück Fleisch vom Grill und Bier ausklingen.
Der Wecker klingelte am nächsten Morgen schon früh. Wir wollten zeitig los um vielleicht doch mal noch ein paar Tiere auf der Strecke zu sehen. Außer zig Mücken war aber nichts zu finden und so beschlossen wir beim „Valley of the five lakes“ erst mal noch ein bisschen zu wandern. Gut 12km Wanderwege führten uns um diese Seen, die so zauberhaft leuchteten, dass wir uns kaum losreißen wollten. Eine herrliche Kulisse, die wir hoffentlich halbwegs auf unseren Fotos für euch einfangen konnten.
Zur Belohnung entdeckten wir auf dem Rückweg dann eine Schwarzbär-Mama mit ihren zwei Jungen, die ganz gemütlich im Gebüsch rum spazierte. Über den See schwammen die drei auf die andere Seite und liefen auf die Wiese, wo wir sie perfekt und aus sicherer Entfernung bestaunen und fotografieren konnten.
Schon lustig, weil wir noch nie ein Tier bei einer Wanderung so nah gesehen haben und noch beim reinlaufen sicher waren, dass hier aufgrund der vielen Wanderer mit Sicherheit kein Bär zu sehen sein wird 😊 So kann man sich täuschen und über die Anschaffung von Bären-Spray oder zumindest einem Glöckchen (zum Krach machen und verscheuchen) denken wir dann doch ernsthaft mal nach. Die meisten Wanderer waren im Gegensatz zu uns nämlich mit beidem ausgestattet.
Zum Abschluss des Tages schauten wir uns im Städtchen Jasper noch ein wenig um. Es ist ganz hübsch mit einer netten Promenade aus Souvenir-Läden und Restaurants, aber uns war es viel zu touristisch. Jeder dritte sprach tatsächlich Deutsch – teilweise sogar die Verkäufer. Wir beschlossen das Kochen heute mal wieder den Profis zu überlassen und gönnten uns im Montanas Steakhouse leckere Rippchen vom Grill. Oh mein Gott war das lecker.
Am nächsten Morgen am Edith Lake waren wir gerade am Frühstück als Christian plötzlich sagte „Schaum mal da“. Da lief tatsächlich ein paar Meter von unserem Auto entfernt ein einzelner Wolf durch den Wald. Es hat gerade noch gereich das Handy zu zücken und ein Foto zu knipsen, bevor er dann im Wald verschwand. Von wegen Rudeltier - der war doch tatsächlich völlig alleine auf seinem Streifzug.
Da keine Dusche in Sicht war beschloss Christian sich im See zu erfrischen und gleich quasi auch dort zu "baden". Gesagt getan und so sprang er mit Duschgel bewaffnet ins kühle Nass.
Ich (Kerstin) wählte die Weichei-Methode und duschte mich mit leicht aufgekochtem Wasser neben dem Auto😊 Den restlichen Tag verbrachten wir mit unspektakulären Dingen wie Wäsche machen in der Laundry, wo wir zufällig wieder die beiden Jungs aus der Schweiz trafen.
Wir können euch definitiv empfehlen einmal einen Abstecher in die Rocky Mountains zu wagen. Dieser Teil von Kanada hat es uns voll angetan und wir sind uns beide absolut einig, dass das bisher „DAS schönste“ war, was wir sehen durften. Wir haben in den letzten 6 Wochen unglaublich viel erlebt und so viele tolle Orte besucht, aber für uns steht die Gegend rund um den Highway 93 definitiv gaaaaaaaanz oben auf der Liste und wir hoffen, nicht das letzte Mal hier gewesen zu sein.
Viele hatten im Vorfeld gesagt, wenn man die Alpen kennt, dann wäre das Gebiet um die Rocky Mountains nicht sooo wahnsinnig spektakulär. Dem können wir irgendwie gar nicht zustimmen. Diese unglaublich leuchtenden Bergseen mit ihrem klaren Gletscherwasser und das Bergpanorama sind einfach wunderschön. Wir haben so viele schöne Fotos geschossen, dass uns sogar die Auswahl für den Blog diesmal echt richtig schwer fiel. Ohne Probleme können diese paar Tage in den Rockys ein ganzes Fotoalbum füllen und jedes Bild hat einen besonderen Platz verdient.
Grob haben wir nun vor langsam in Richtung Vancouver weiterzuziehen und dann unten rum nochmal einen Abstecher nach Banff und Calgary zu wagen, bevor wir dann in die USA übersiedeln. Einen genauen Plan gibt es wie immer nicht. Aber die 150-Jahr-Feier am 01.07. werden wir definitiv noch in Kanada miterleben…
Wir wünschen euch eine schöne Rest-Woche.
Liebe Grüße und bis bald
Kerstin & Christian

Stan und seine liebe Familie haben uns mit Ihrem Pickup aus dem Matsch gezogen.

Irgendwann ist eben auch die Syncro-Power am Ende... :-)
Ein Bild von Christian wie er im Matsch steckt, hab ich in der Eile leider völlig vergessen...