Bye Bye Canada - welcome to the USA

Nach 9 Wochen Kanada geht es für uns jetzt zur Etappe 2 in die USA. Wir hatten eine wirklich tolle Zeit in diesem wunderschönen Land und wollen definitiv wiederkommen. Die Kanadier waren so hilfsbereit und freundlich und haben uns damit einen tollen Start ins Abenteuer ermöglicht. Von den 13 Provinzen haben wir 9 auf unserer Reise besucht und jede ist anders. Die Landschaft ist unglaublich weitläufig, schön und vielseitig.

 

Mit ganz vielen neuen Erfahrungen und Erinnerungen starten wir jetzt mit unserer 2. Etappe und erkunden die Staaten. Erstes Ziel: Yellowstone Nationalpark.

 

Die Grenze zur USA überqueren wir an einem kleinen Grenzübergang. Dort gibt es keine kanadische Seite, also geht’s direkt zum US Schalter. Der Beamte dort war etwas brummig, fragte uns aber nur ob wir Alkohol oder Tabak dabei haben und wie lange wir bleiben wollen. Ich antwortete „approximately 60 days, because we are on the way to Panama“. Danach bat er uns links auf den Parkplatz zu fahren und ins Gebäude zu gehen. Das haben wir natürlich auch ganz brav getan und uns dann auch den Fragen des 2. Beamten gestellt. Das waren eigentlich die gleichen und in unser Auto wollte keiner Schauen. Wir haben oft gehört, dass man dies und das an frischen Lebensmitteln nicht mitbringen darf – unser Kühlschrank war gut gefüllt mit allem Drum und Dran aber das interessierte überhaupt niemanden. Ein paar Minuten später hatten wir diesen weißen Zettel im Pass und waren nun offiziell berechtigt die nächsten 90 Tage in den USA zu verbringen.

 

In Shelby haben wir dann Pause zum Abendessen eingelegt. Christian war damit beschäftigt das Hühnchen zu brutzeln, während ich mich um den Salat kümmerte. Das war eine denkbar blöde Idee, denn beim Versuch die Salattüte mit dem Messer zu Öffnen bin ich abgerutscht und hab mir voll in die Fingerkuppe geschnitten. Es hat ordentlich geblutet, aber Christian hat gleich einen kleinen Druckverband angelegt und die Blutung war schnell gestoppt. Es war Gott sei Dank nicht sooo schlimm, sodass wir gut auf einen nervigen Arztbesuch verzichten konnten.

 

Am nächsten Tag fuhren wir durch Montana um endlich in die Nähe von Yellowstone zu kommen. Es war abartig heiß und wir versuchten uns so gut wie möglich mit den offenen Fenstern und kühlem Wasser zu erfrischen. Wir beschlossen gut 30 km vorm Park das Nachtlager auf einer Recreation Site zu verbringen, die man sogar gratis nutzen darf. Dort war auch schnell ein hübscher Platz mit Blick auf den Fluss gefunden. Es waren schon einige andere Camper und Zelte vor Ort, aber irgendwie hatte unser neuer Nachbar nicht so viel Freude an uns. Er begrüßte uns mit einem äußerst freundlichem „Hey neighbour – pretty close…!“. Da sonst nix kam als wir nachfragten, ob das so OK für sie sei, überhörten wir das gekonnt und widmeten uns unserem Aufbau.

 

Als wir dann schön den Tisch, Stühle und Co aufgebaut hatten kam der Bruder von dem Typ rüber und erklärte Christian, dass es Ihnen doch schon zu nahe sei und wir doch einen anderen Platz suchen sollten. Es gäbe schließlich noch zig Quadratmeter hier und er und sein Bruder müssten hart arbeiten und wollen sich am Wochenende erholen.

 

Baaammm da hast du`s! Wir waren echt schockiert über die Art und Weise dieser komischen Family. Sie hatten uns die ganze Zeit beobachtet und erst jetzt richtig was gesagt. Und naja es gibt schon noch jede Menge andere Plätze, aber da ist es verdammt weit weg vom WC (wichtiger Punkt, wenn man im Gegensatz zu den meisten anderen keines im Camper hat), das Gras ist meeega hoch und Sicht auf den Fluss gibt’s natürlich auch nicht.

 

Oh Mann, so was ist uns in der ganzen Zeit in Kanada nicht einmal passiert und soooo wahnsinnig nahe wie der Kerl tat, war es absolut nicht. Aber gut, wir hatten auch echt keine Lust zu diskutieren und uns den Abend versauen zu lassen und haben dann halt wieder alles ins Auto gepackt um wo anders unser Lager aufzuschlagen. Auf der anderen Seite des Geländes standen alle viel dichter zusammen, aber hier störte das absolut keinen. Ganz im Gegenteil. Eine nette Dame bot uns den freien Platz direkt neben sich an und kam dann auch gleich zum Smalltalken rüber. Oh ja – so sind wir das gewohnt. Der komische Kauz auf der anderen Seite war dann hoffentlich wirklich eine Ausnahme.

 

Am nächsten Tag machten wir uns gut gestärkt endlich auf zum Yellowstone Nationalpark. Am Eingang kauften wir direkt den Jahrespass für alle US Parks. Am Vistor Center legten wir einen Stopp ein. Ich kümmerte mich um unseren Blog, während Christian sich mit Infomaterial eindeckte. Wir beschlossen hier nun auch ein Bärenspray zu kaufen, denn es soll in diesem Gebiet ziemlich viele Grizzlys geben. Und wir wollten dann doch lieber auf Nummer Sicher gehen für den Fall der Fälle.

 

Vom Visitor Center aus liefen wir zu den berühmten Mammouth Hot Springs. Oh Wow… Das ist wirklich faszinierend. Die Quellen sind voll aktiv und man sieht richtig wie das kochend heiße Wasser dampfend an die Oberfläche kommt. Die Landschaft drum herum erinnert ein kleines bisschen an die Mondlandschaft, wie man sie aus den Hollywood-Filmen so kennt.

 

Die Campingplätze waren alle ab dem Mittag schon restlos ausgebucht und so entschieden wie uns in dem Örtchen direkt vorm Nordeingangs des Parks zu übernachten. Dort störte das niemanden und am nächsten Morgen machten wir uns gleich ganz früh auf den Weg rein in den Park und direkt zum „Norris Campground“. Diesen zeigte es online noch als „verfügbar“ an und am Vortag „erst“ um kurz vor 9 Uhr morgens als ausgebucht. Als wir dort um kurz nach 8 Uhr eintrafen hatte sich vor der Registrierung schon eine ziemlich ordentliche Schlange an wartenden Campern gebildet. Wir hatten aber Glück – es gab an diesem Tag 40 verfügbare Plätze und wir waren Nr. 36 in der Reihe 😊

 

Problem war allerdings, dass die Plätze wenn es blöd läuft erst ab 11 Uhr verfügbar sind, weil dann erst „Check Out“ für die Vorgänger ist. Naja, wir nahmen das halt in Kauf und warteten geduldig in der Schlange während wir von Rangerin Nicole bestens unterhalten wurden. Um 11:30 Uhr hatten wir dann endlich den Papierkram erledigt und konnten unser neues Reich in Beschlag nehmen. Um uns diese Warterei nicht jeden Tag geben zu müssen, mieteten wir uns hier aber gleich schon mal für 3 Nächte ein. Wildcamping wird im Yellowstone leider so gar nicht gerne gesehen und so wollten wir lieber die ganz offizielle Variante ohne nächtlichen Ranger-Besuch wählen.

 

Die nächsten 4 Tage verbrachten wir dann also in diesem riesigen Park, der mit seinen 8.987 km² Fläche einer der größten und gleichzeitig auch der älteste der Welt ist. Rund 4.5 Mio Besucher tummeln sich hier jährlich. Diese Zahlen muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen…!

 

Wir hatten in Kanada ja schon viele Parks besucht, aber Yellowstone hat das irgendwie doch noch einmal getoppt. Der Park ist so extrem abwechslungsreich und vielseitig. In einem Moment stehst du vor zig Quellen, aus denen das heiße Wasser beinahe kochend nur so aus der Erde raussprudelt, im nächsten Moment bestaunst du die Wasserfontänen, die der Geysier „Old Faithful“ und seine „Kollegen“ so ausspucken und ein paar Kilometer weiter darfst du fasziniert in den riesigen Canyon mit seinen Vulkan-Gestein-Formationen blicken.

 

Hier wird einem irgendwie erst mal so richtig bewusst, dass da unter dem Park ein riesiger Vulkan brodelt, der vor zig Billionen Jahren die Landschaft so formte und für wunderschöne und zugleich faszinierende Formationen verantwortlich ist. Er ist noch immer aktiv und zuletzt wohl irgendwann um 1980 ausgebrochen.

 

Wow… Man weiß irgendwie gar nicht, was wohl am meisten fasziniert. Für uns war es die Mischung aus Allem, besonders aber die Geysiere und die heißen Quellen. Je nach Wassertemperatur und Leben im Wasser schimmert es von weiß über blau bis grau , braun und grün. Für die „Grand Prismatic Spring“, die zahlreiche Reiseführer und Guides schmückt, nahmen wir einen kleinen Trail auf uns und wurden mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Das Wasser leuchtete genauso blau wie auf den vielen Bildern, die wir im Vorfeld bestaunt hatten. So was hatten wie noch nie zuvor live gesehen.

 

Auf dem Weg von Attraktion zu Attraktion sahen wie immer wieder Bisons und Elks auf und neben den Straßen, die es sich in der strahlenden Sonne gut gehen ließen. Den gefürchteten Grizzly haben wir bislang noch nicht angetroffen. Wir sind gespannt, ob sich das noch ändert.

 

Nach einem langen Tag auf „Achse“ hat Christian übrigens das Brotbacken per Holzgrill ausprobiert. Wir wollten das schon lange mal testen, sind aber irgendwie nicht dazu gekommen 😊 Und ja, es war wirklich ausgesprochen leeeecker -  schön knusprig und kein Vergleich zu dem Gummi-Brot, das es sonst hier so zu kaufen gibt.

 

Beim Yellowstone River legten wir einen Stopp zum Tiere beobachten ein. Auf der einen Seite der Straße tummelte sich in ein paar hundert Metern Entfernung eine Bisonherde und auf der anderen Seite am Wasser machten es sich die zahlreichen Elks und Enten gemütlich. Wie ließen uns erklären, dass es wohl ein Wolfsgebiet sei, und die im Schutz des Waldes lauern um sich dann bei Anbruch der Dunkelheit über die Elks herzumachen. Da man aber mitunter Stunden warten muss bis sich da auf den Feldern was tut und es eher Glück ist wenn man die Wölfe sieht (angeblich ist da „nur“ ein kleines Rudel aus 3 Wölfen zu Hause) beschlossen wir uns auf den Rückweg zum Campground zu machen. Wir waren schon seit Stunden unterwegs und so langsam knurrten unsere Mägen mächtig.

 

Am Auto angekommen hatten wir aber nicht weniger Aktion. Die zahlreichen Touris hatten am Straßenrand zum Teil extrem abschüssig geparkt. Das war für einige der meist gemieteten Autos aber so ganz ohne Allrad gar nicht so einfach dort wieder wegzukommen. Genau gegenüber von uns waren drei junge Damen mit ihrem kleinen Subaru beim Wegfahren vom Seitenstreifen gerutscht und standen nun in der Wiese. Sämtliche Versuche da vorwärts wieder hoch zu kommen scheiterten. Da keiner der anderen Autofahrer auch nur die geringsten Anstalten machte den Ladies zu helfen, sprangen wie ein. Unglaublich wie viele da einfach nur blöd grinsend vorbei gefahren sind.

 

Wir hätten sie mit unserem Moe gut rausziehen können, aber natürlich hatte ausgerechnet jetzt keiner ein Abschleppseil zur Hand. Eigentlich haben wir ja immer eins in unserer roten Kiste, aber die hatten wir auf dem Campground gelassen. Egal, dann muss es halt so gehen. Christian sagte der mega-nervösen Fahrerin sie solle es rückwärts probieren (der Subaru hatte nur Frontantrieb) und navigierte sie in der Wiese an eine möglichst flache Stelle. Zusammen mit einer der drei kümmerte ich mich währenddessen darum, dass die anderen Autofahrer endlich mal anhielten.

 

Beim 2. Versuch packte der Subaru dann die Schwelle endlich und stand mit einem lauten Knacken wieder auf der Straße. Der Auspuff hat bei diesem Manöver ordentlich am Teer eingehängt, weiter passiert ist aber glücklicherweise nichts. Die 3 waren unendlich dankbar und düsten weiter. Ich hatte schon echt Schiss, dass es uns ähnlich gehen würde. Moe stand da auch ziemlich schräg und einige andere Autos (zum Teil auch große SUV’s) hatten echt auch ordentliche Probleme beim Wegfahren. Christian war da wie immer völlig relaxt „Ach, das packen wir locker!“. Ich hab mich vorsichtshalber mal an der Straße platziert und nur zugeschaut. Und ja… er behielt Recht – für Moe war das überhaupt kein Problem. Ein Hoch auf unseren Allrad Umbau 😊

 

Am nächsten Tag war des Wetter dann eher so lala. Gar nicht so schlimm, wir wollten eh weiter fahren und fanden es ganz angenehm. Den nächsten Halt legten wir dann beim WALMART Supercenter in Idaho Falls ein, wo wir erst mal unseren Kühlschrank wieder füllen mussten. Das war im wahrsten Worte ein Supercenter – der Laden war riiiiiiiesig und bot alles erdenkliche an. Autobatterie, Kühlbox oder Gemüse– kein Problem und das 24 Stunden am Tag.

 

In Gesellschaft von 4 anderen Campern übernachteten wir dann auch gleich hier auf dem Parkplatz. Nächstes Ziel: Salt Lake City bzw. der Salt Lake.

 

Liebe Grüße

 

 

Kerstin & Christian

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Kommentare: 4
  • #1

    Ivo (Sonntag, 23 Juli 2017 22:32)

    Coole Bilder!
    Da steigt bei mir die Vorfreude sprunghaft an. In nur zwei Wochen sitze ich im Flieger nach Denver und natürlich steht der Yellowstone dann auch auf dem Programm.

    Gruss Ivo

  • #2

    Mami (Sonntag, 23 Juli 2017)

    Euere Berichte sind jedesmal so spannend und interessant und die tollen Bilder wieder. Ihr macht das so gut. � Liebe Grüße. Mami

  • #3

    Tina & Franz (Montag, 24 Juli 2017 11:50)

    soooo tolle Bilder, beneiden euch. Armselige Würstchen sind leider überall zu finden...
    Freuen uns schon auf den nächsten Bericht. Take care. Tina & Franz �

  • #4

    Vaneysa (Mittwoch, 23 August 2017 20:51)

    Wow die Bilder sind so schön