Auf San Francisco habe ich mich meeeega gefreut. Ich war vor 4 Jahren auf einem Westküsten Trip schon mal hier und fand es die mit Abstand coolste und schönste Stadt. Ich war gespannt, ob Christian meine Meinung auch teilen würde.
Der erste Eindruck war aber ziemlich durchwachsen. Wir wollten mitten in der City zum Visitor Center um uns mit Infos und Karten zu versorgen. Auf dem Weg dahin trafen wir auf unzählige Bettler und Obdachlose. Es war meeega dreckig, roch überall echt schlimm und war so überhaupt nicht schön zum Anschauen. War das beim letzten Besuch auch schon so? Hatte ich das damals nicht wahrgenommen? So viel Armut auf einem Fleck kann man doch eigentlich echt nicht übersehen?!
Mit gemischten Gefühlen machten wir uns auf dem Weg zur berühmten Golden Gate Bridge. Das Wetter war ziemlich gut und die Brücke war trotz etwas Nebel sehr gut zu sehen. Das muss man in „Frisco“ (wie es oft genannt wird) definitiv ausnutzen. Am Strand wollten wir dann eigentlich schnell unter die Dusche hüpfen, aber es war definitiv zu kalt und zu windig. Wir beschlossen es für heute gut sein zu lassen, stärkten uns mit einem selbstgezauberten Sandwich und bezogen unser Nachtquartier in der Nachbarschaft des „Palace of Fine Arts“.
Neuer Tag – neue Chance für die City. Aber auch bei der Suche nach einer Dusche kamen wir ziemlich auf den Boden der Tatsachen. Campgrounds (die mal locker zwischen 60 – 120 Dollar) kosten und Truckstopps gab es zwar, aber die waren alle ewig weit weg. Macht nix – dann greifen wir eben auf ein Schwimmbad zurück, davon hat’s ja einige in der Umgebung. Aber auch das war nicht ganz so easy wie gedacht. Öffentliche Schwimmbäder gibt es zwar, aber die haben alle ganz komische Zeit- bzw. Belegungspläne und sind voll mit Asiaten. Erst beim 3. Schwimmbad hatte die Kassiererin Erbarmen und ließ uns trotz des aktuellen „Senioren-Schwimmens“ zumindest duschen. Selbstverständlich zahlen wir gerne den vollen Eintrittspreis, den man im Übrigen passend mitbringen muss, weil sie kein Wechselgeld haben. Hä?? Was ist denn das für ne schräge Sache? Aber ja, das muss man nicht verstehen – das ist einfach so 😊
Wir waren einfach nur froh, dass wir zumindest die Dusche nutzen durften. Das war eine Massendusche und wir können euch bestätigen, dass sowohl die asiatischen Männer als auch die Frauen kein bisschen prüde oder schüchtern sind. Jeder aber auch wirklich jeder hat blitzschnell seine Hüllen fallen lassen und sich ausgiebig der Körperhygiene gewidmet. Der Geräuschpegel war extrem hoch und als dann alle Ladies fertig waren stand ich quasi alleine in völliger Stille im Umkleideraum. Das war definitiv auch ein Erlebnis der besonderen Art, das Christian auf der Männerseite genau gleich erlebte 😊
Jetzt wollen wir aber endlich die City erkunden und die schönen Fleckchen sehen. Moe wird auf einem der vielen Parkplätze verhältnismäßig günstig (15 Dollar Tagesflatrate) abgestellt und wir machen uns zu Fuß auf zum Pier 39. Dort beobachten wir die berühmten Robben und schmeißen uns den restlichen Tag ins Getümmel. Total fertig geht es am Abend zurück zu Auto und ab ins Bett.
Heute ist Samstag und wir wollen nach Alcatraz. Jaaa, eigentlich muss man die Tickets dafür vorher buchen und aktuell sind online alle bis Ende August ausgebucht ☹ABER wir haben mehrfach gehört, dass man sich in aller Frühe morgens an den Ticketschalter anstellen muss und vielleicht spontan noch was für den gleichen Tag abstauben kann.
Na gut, dann probieren wir das eben. Um 5:45 Uhr stehe ich also am Ticketschalter an – vor mir locker schon 30-40 andere Leute. Ach du meine Güte… Christian wartet noch im Auto, weil wir auf die Schnelle keinen Parkplatz gefunden haben und ja auch nicht wissen, wie lange das ganze dauert und ob wir überhaupt irgendeine Chance auf Tickets haben.
Ewig tut sich nichts, es ist meeega kalt. Dann kommt eine Lautsprecherdurchsage, dass sich alle Personen die ein Ticket haben wollen auch „physical“ vor Ort befinden müssen. Heißt so viel wie: Wer nicht selbst da ist, bekommt kein Ticket. Ich geh davon aus, dass es dann jetzt gleich mit dem Ticketverkauf losgeht und alarmiere Christian per Handy. Er lässt Moe halt mal kurz auf dem Parkplatz stehen (der sollte 45 Dollar Kosten! Wucher ist da nur der Vorname) und löst erst mal kein Ticket.
Gemeinsam stehen wir uns weiter die Füße in den Bauch. Mittlerweile haben die Betreiber für die Wartenden einen Kaffeestand aufgebaut. Viele freuen sich über die kleine Aufmerksamkeit – die aber dann doch mit 3 Dollar pro Stück abgerechnet wird. Ähm ja und ich sag mal so, bei Starbucks kostet der „normale“ Kaffee wahrscheinlich ähnlich, aber der ist aus echten Bohnen und schmeckt auch. Das war hier eher nicht der Fall!
Es tut sich ewig nix, der Ticketschalter scheint wie tot. So langsam machen wir uns Sorgen wegen dem nicht bezahlten Parkplatz und wollen Moe sicherheitshalber doch schon umparken. Christian macht sich also nochmal auf dem Weg zum Auto während ich weiter in der Schlange warte. Er war kaum richtig weg, kam der Security Typ und verteilte kleine rote „Vorab Tickets“ unter den Wartenden. Wer so ein Ticket kriegt, hat definitiv heute noch die Möglichkeit nach Alcatraz zu fahren. Juhuuu so cool, aber ich krieg natürlich nur eins, weil meine bessere Hälfte ja gerade nicht physical in der Line ist. Auch wenn er nur kurz weg ist bleibt der Security stur.
Als Christian kurz darauf wieder da ist, ist der Security-Typ gerade ganz hinten in der Line angekommen. Er hat noch Tickets und Christian kriegt auch eins. Klasse… Aber er darf nicht wieder zu mir nach vorne kommen. Ich solle wenn dann zu ihm nach Hinten gehen, denn es sei hier schließlich „First come, first serve Prinzip“. Wie bitte?? Das sehe ich ja mal gar nicht ein. Ich stehe immerhin seit 5:45 Uhr in der eisigen Kälte und vorab hatte niemand gesagt, dass alle persönlich anwesend sein müssen. Auch das Pärchen hinter mir findet das mehr als lächerlich und meinte er solle ja wieder nach vorne kommen. Immerhin werden die Tickets der Uhrzeit nach vergeben. Das erste Boot geht irgendwann um 9 Uhr und das letzte um 15 Uhr. Wer hinten in der Linie ist halt also eine spätere Zeit und das will keiner.
Es ist 7:30 Uhr – der Ticketschalter macht endlich auf und die Menschenmenge kommt in Bewegung. Juhuuu – gerade als wir uns schon auf der Zielgeraden sehen kommt der „nette“ Security Typ wieder und meckert uns an. Er hätte Christian gesagt er müsse hinten bleiben und das würde so nicht gehen. Trotz allen Erklärungsversuchen bliebt er stur. Entweder wir gehen nach hinten oder er kriegt kein Ticket. Waaaas? Wie bitte? Geht’s noch? Wir haben nicht gedrängelt – ich war ja in der blöden Schlange und auch zig andere sind erst nach der Durchsage dazu gestoßen. Wir hatten die größte Lust diesem machtgeilen Vogel (er hatte uns mehrfach gesehen und garantiert absichtlich gewartet bis wir ziemlich vorne waren) unsere Meinung zu geigen und ihm die blöden Tickets vor die Füße zu werfen. Aber ja – es nützt ja alles nichts. Wir wollen nach Alcatraz und das ist nun mal die einzige Möglichkeit. Also ging es schön brav nach hinten, wo wir dann mittlerweile gleich weit waren, wie die, die erst um kurz vor 8 Uhr eintrudelten. Na super – 2 Stunden völlig für die Katz! Wir waren echt sauer und motzen vor uns hin. Aber wir hatten Glück und bekamen noch Tickets für das Boot um 10:30 Uhr. Immerhin blieb uns so noch etwas Zeit zum Aufwärmen, Umziehen und Frühstück nachholen. Mittlerweile war nämlich 9 Uhr!
Auf Alcatraz selbst konnten wir uns dann in aller Ruhe umschauen und machten im Gefängnistrakt die Audio-Tour mit. Die ist wirklich sehr gut gemacht und verschafft einen guten Einblick in die damaligen Zustände. Das Gefühl ist immer wieder ganz schön beklemmend, wenn man sich vor Augen führt, was damals hier so abgegangen sein muss. Die Gefangen hatten quasi keinerlei Privilegien und es herrschten absolut strikte Regeln. Die Zellen waren kahl, persönliche Gegenstände zunächst verboten und Bücher oder Zeitschriften gab es nur für diejenigen die es sich verdient hatten. „The Rock“, wie die Insel auch genannt wird, war ursprünglich eine Festung und das spiegelte sich auch im Gefängnisalltag immer wieder. Die Freiheit schien so nah (nur ein paar Meilen entfernt) und war trotzdem so unerreichbar. Selbst wenn ein Ausbruch gelungen war, blieb immer noch der eiskalte Pazifik, der mit seinen Gezeiten, dem teils eiskalten Wasser und dem peitschenden Wind mindestens ein genau so großes Hindernis darstellte.
Im Außenbereich spürten wir den eisigen Wind dann am eigenen Leibe. Es war echt stürmisch und leider immer noch ziemlich neblig. Davon wollten wir uns aber den Tag nicht vermiesen lassen und steuerten das Festland wieder an. Vom Pier 33, wo die Alcatraz Fähre fährt, schlenderten wir gemütlich in Richtung Pier 39. Wir wollten uns den Rest von San Francisco gemütlich per Hop-On-Hop-Off Bustour anschauen. Ein guter Anbieter war mit „GREY LINE“ auch schnell gefunden und wir gönnten uns das 48h Paket.
Der Rest-Nachmittag reichte noch für die komplette „Rote Tour“ und so konnten wir uns bequem vom Bus aus alles anschauen – unter anderem Financial District, China Town und den Golden Gate Park. Trotz Busfahrt sind wir heute riiiichtig viel gelaufen und sind auf die knapp 13km mächtig stolz. Zugegebenermaßen sind wir aber auch ganz schön froh, als wir dann endlich am Auto ankommen und die Füße hochlegen dürfen.
Tag 3 in San Francisco ist leider auch ordentlich neblig und noch recht kühl. Wir wollen uns heute aber trotzdem weiter umsehen und starten mit der Tour nach „Sausalito“. Dort soll es angeblich einiges windstiller, wärmer und zum Teil auch sonniger sein. Über die berühmte Golden Gate Bridge geht’s zu Fuß, in den Bus steigen wir dann erst ab dem „Vista Point“ auf der anderen Seite ein. Auf der Brücke macht sich der raue Pazifik mit seinem kühlen Wind wieder bemerkbar. Wir haben aus gestern gelernt und sind heute mit den dickeren Jacken unterwegs, die vielen frierenden Passanten tun uns aber ganz schön leid. Komisches Gefühl, wenn man mitten im August seine dicke Jacke und den Fleecepulli wieder raus holt und das dann tatsächlich auch noch wirklich braucht, weil es ganz schön kalt ist. Aber ja – „Frisco“ wird nicht umsonst hin und wieder auch mal als „Fog City“ bezeichnet 😊 Auf dem Rückweg wurde dann in China Town Halt gemacht und wir nutzen gleich die Gelegenheit uns an einem der kleinen Take-Aways zu stärken. Mit der berühmten Cable Car drehten wir natürlich auch gleich noch zwei Runden und durften standesgemäß stehend „draußen“ mitfahren. Das ist mal richtig cool…! Zufrieden machen wir uns mit ordentlichen Plattfüßen auf dem Weg an den Beach fürs Abendessen.
Hier tummeln sich tags durch übrigens alle möglichen Camper und weil das Übernachten verboten ist (da hält sich auch peinlichst genau jeder dran) geht’s zum Schlafen immer in einer der benachbarten Seitenstraßen. Dort ist das Stehen auch Nicht-Anwohnern erlaubt und es stört keinen. Am Nächsten Morgen fahren dann wieder alle die kurze Strecke zum Strand zurück und das Spiel geht wieder von vorne los. Nach 3 Tagen gehören wir quasi schon voll zum Inventar und wissen wie es läuft 😊
Heute ist Montag – wir wollen nochmal ein bisschen in die Stadt und dann weiter düsen. Die herrliche Aussicht vom Coit Tower wollen wir uns trotz Nebel nicht entgehen lassen. Von hier aus hat man eine grandiose 360° Sicht auf die Stadt – Wow. Im Cable Car Museum können wir hinter die Kulissen dieser legendären Bahn schauen und lernen wie die Technik funktioniert. Erinnert alles an das System von Seilbahnen, nur ist das Drahtseil hier in der Stadt eben unterirdisch verlegt. Das Museum ist übrigens eine „Non Profit Organisation“, die von Spenden lebt und keine Eintrittspreise verlangt.
Zum Abschluss soll aber auch das San Francisco Fahrgefühl nochmal so richtig erlebt werden. Also ab auf die Lombard-Street, die so steil ist, dass man sie mit etlichen Kurven „entschärft“ und damit zum absoluten Touristenspektakel gemacht hat. Kaum ein Einheimischer fährt hier tatsächlich durch, dafür aber umso mehr Mietwägen. Neben an ist übrigens die „Filbert Street“, die sogar noch steiler (31,5%) und nicht entschärft ist. Perfekt – hier ist nicht viel los und wir können ein paar Runden mit Moe drehen. Waaaaahnsinn, wie sich das anfühlt – ein bisschen wie Achterbahn, wenn man da Oben über die Kuppe fährt.
Ich war ja nur die Beifahrerin und hab das Spektakel per Video festgehalten, aber Christian ist als Fahrer so richtig aufgeblüht. Ein dickes Grinsen im Gesicht und kein bisschen gestresst vom Stadtverkehr. So kann man die Stadt doch super in Erinnerung behalten und wir sind bereit für die Weiterreise auf dem legendären Highway 1 entlang der Pazifikküste…!
Bis bald
Kerstin, Christian & Moe 😊
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Sabrina (Mittwoch, 23 August 2017 09:38)
oooh, das weckt Erinnerungen...ich war 1996 dort, das ist natürlich schon eeeewig her...
Viel Spaß weiterhin euch beiden