Die letzten Wochen war es etwas ruhiger um uns, das heißt aber nicht, dass wir nichts erlebt haben. Ganz im Gegenteil… 😊
Von San Francisco aus führte uns der Weg auf den berühmten Highway 1 entlang der wunderschönen Küste bis nach Monterey. Der Nebel verzog sich gegen Mittag immer pünktlich und ließ das Meer wunderschön im Sonnenschein funkeln. So schön es aber auch ist, so schwierig ist es einen Wildcamping-Platz zu finden. Dirkt an der Küste stehen praktisch fast überall diese von uns heißgeliebten „No Camping / No Overnight Parking“ Schilder und auch sonst lässt sich irgendwie kein frei zugängliches Plätzchen finden. Jeder, aber auch wirklich jeder vermeintliche Feldweg endet in einer Sackgasse oder ist per Schranke gesperrt oder es handelt sich um Armee-Gelände. Naja, den Start hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt und landen schlussendlich auf einem Supermarkt Parkplatz.
Dafür wurden wir am nächsten Tag aber direkt entschädigt, denn in Monterey war gerade „Car Week“. Hier zeigen die Reichen und Ganz-schön-Reichen aus aller Welt Ihre Luxuskarossen und versuchen sich gegenseitig zu übertrumpfen. Keine Seltenheit, dass da mal ein paar Königsegg oder richtig alte, teure Autos aus den 30iger Jahren an einem vorbei brausen. Unter anderem finden nämlich auch Versteigerungen und Ausstellungen statt und dafür lässt der ein oder andere sein Auto einfliegen oder per Spezial-LKW anliefern. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Gleich doppelt übrigens, denn im Ozean hinter uns tummeln sich gerade einige Wale.
Auf Wassersuche machen wir bei einer Tankstelle halt und werden dort von Daniel angesprochen. Er ist Deutscher und als Kind mit seinen Eltern in die USA ausgewandert. Lustigerweise importiert er leidenschaftlich gerne alte Feuerwehrautos aus D und CH und hat vor gerade selbst ins "Vanlife" einzusteigen. Wir tauschen sofort unsere Kontaktdaten aus und wollen ihn besuchen, sobald wir in Santa Barbara sind.
Bis zum Pfeiffer State Park düsen wir den Highway 1 entlang. Dann ist die Straße gesperrt, weil dort durch eine Erdrutsch vor einigen Monaten die Pfeiffer Bridge eingestürzt ist. Wir wusste das vorher, wollten aber trotzdem auch dieses Teilstück des Highways befahren. Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz treffen wir auf Dominik und seinen Kumpel – zwei lustige Vögel, die gerade mit Ihren Motorrädern auf einer gesperrten Straße unterwegs waren und jetzt Hilfe beim über den Zaun lupfen brauchen. Sie sind Gott froh, als Christian Ihnen zur Hilfe eilt. Mit vereinten Kräften schaffen es beide Bikes über den Zaun und wir geben den beiden sogar noch ein Bier aus 😊
Schon einige Male hatten wir jetzt von der „Total Solar Eclipse“ (Sonnenfinsternis) gelesen und auch bei der Begegnung mit den zwei Motorrad-Freaks nochmals davon gesprochen. Spontan beschließen wir jetzt nach Oregon hoch zu fahren, damit wir uns das Spektakel live und zu 100% ansehen können. Man würde es zwar in Kalifornien auch sehen, aber da wäre die Sonne halt nicht vollständig verdeckt und je nach Wetter wäre das Ganze auch gar nicht sichtbar.
Oregon hat perfekte Voraussetzungen: 100% Deckung und perfektes Wetter. Wann erlebt man sowas schon mal? Richtig, vielleicht genau einmal im Leben! Also der Entschluss steht fest: wir fahren nochmal „schnell“ 1000km Richtung Norden und erleben das Spektakel live mit.
Auf unserem Weg zur Sonnenfinsternis streifen wir San Francisco nochmal und fahren mit unserem „Moe“ über die Golden Gate Bridge nach Sausalito. Heute wollen wir ein ordentliches Stück der Strecke schaffen, damit es aber nicht so langweilig ist fahren wir weiter an der Küste entlang. Es ist zwar die etwas langsamere Strecke, bietet aber deutlich mehr. Und nach San Francisco ist es komischerweise überhaupt nicht mehr touristisch, sondern schon fast idyllisch und richtig schön. Das Nachtlager schlagen wir auf einer Haltebucht direkt am Ozean auf. Dort gibt es keinerlei Verbotsschilder 😊
Unter den anderen Campern steht tatsächlich nochmal ein anderes deutsches Fahrzeug. Claudia & Marcel sind auch schon seit einigen Monaten mit Ihrem „Kokopelli“ auf Tour. Witzig, genau diesen Camper hatten wir vor ein paar Wochen schon im Zion Nationalpark auf einem Parkplatz stehen sehen. Damals war leider niemand am Auto, darum konnten wir sie nicht ansprechen. Einige Wochen später treffen wir sie nun ganz zufällig wieder und stellen fest, dass wir beide demnächst nach Mexiko einreisen wollen. Vielleicht können wir dort sogar zusammen auf Tour gehen und gemeinsam einreisen? Wir tauschen natürlich sofort alle Daten aus und bleiben in Kontakt.
Nach eine laaaangen Tag beschließen wir gut 1.5 Stunden vor Albany (Oregon) das Nachtlager aufzuschlagen. Die restliche Strecke fahren wir am nächsten Morgen ganz früh und kommen ohne Probleme schlussendlich in Albany an. In den Nachrichten hatten man überall vor Stau etc. gewarnt, weil speziell für die Sonnenfinsternis zig hunderttausend Menschen anreisen wollten. Wir hatten aber Glück und wurden vom Stau verschont. Nun blieb nur noch ein Problem! Durch unsere Spontan-Entscheidung hatten wir noch KEINE Spezialbrillen um die Sonnenfinsternis überhaupt ansehen zu können.
Wir klapperten alle möglichen Läden ab, doch diese blöden Teile waren überall ausverkauft. Beim letzten Laden trafen wir auf dem Parkplatz zufällig drei ältere Herren aus dem bayrischen Wald, die extra für das heutige Event angereist waren und uns immer wieder durch Ihre Brillen schauen ließen. Da sind unsere 1000km ja schon fast ein Klacks dagegen! In der Zwischenzeit beherzigen wir einen Internet-Tipp und basteln aus der Notfalldecke des Verbandskastens und einem DVD-Karton zwei Brillen. Kein Witz – diese komische Alu/Goldfolie funktioniert tatsächlich, wenn man sie 3-fach schichtet.
Plötzlich gehen auf dem Parkplatz die Straßenlaternen an. Langsam wird es dunkel und kühler. Und dann scheint die Welt plötzlich still zu stehen. Die Sonne ist komplett verdeckt. Waaahnsinn… 2 Minuten lang kamen wir aus dem Staunen kaum heraus. Unbeschreiblich cool, wenn man das mit eigenen Augen sieht. Irgendwie fast ein bisschen magisch… Jetzt sind wir froh, dass wir den Weg nochmals auf uns genommen haben. In der Phase der kompletten Verdeckung können wir sogar ohne Schutz ein paar Fotos knipsen. Sie sind nicht perfekt, geben aber zumindest einen kleinen Einblick was wir zu sehen bekommen haben.
Und dann ist auch schon wieder alles vorbei. Überall herrscht wieder Gewusel und Verkehrschaos. Wir beschließen uns gleich wieder auf den Weg nach Kalifornien zu machen, wollen aber vielleicht auf dem Rückweg dem Lake Tahoe noch einen Besuch abstatten. Auf allen Straßen herrscht nun der angekündigte Stau. Die Interstate 5 ist völlig verstopft und wir haben Hunger. Perfekt, als da rechts von der Straße ein kleiner Kiesplatz auftaucht. Den Steuern wir an und kochen erst mal Abendessen. Es hat definitiv Vorteile, wenn man seine Küche immer dabei hat 😊
Moe darf auf der Strecke zum Lake Tahoe wieder mal ganz schön arbeiten und bringt uns auf gut 2000 Höhenmeter. Der Lake ist absolut traumhaft und erinnert uns mit den vielen Nadelbäumen und den Steinen total an die Zeit in Kanada. Irgendwie fehlt uns das Land schon ein bisschen… Campen ist hier aber leider wieder gar nicht so einfach – zumindest wenn man wild stehen will. Entweder ist es Privatgrundstück, ein Hotel oder ein ziemlich teurer Campingplatz. Äh nööö, das ist nichts für uns! In der Nähe von Carson City fanden wir einen tollen Platz oben in den Bergen mit traumhafter Aussicht und Blick auf die Stadt. Die „Straße“ ist komplett aus Sand und wir sind mal wieder froh, dass wir mit Syncro-Allradpower ausgestattet sind. Ohne die wäre es schon eher schwierig bis unmöglich gewesen, da rauf zu kommen.
Zur Abwechslung folgte dann einen Beach-Tag mit völligem Nichtstun. Das war bei dem Wetter definitiv eine super Entscheidung und das glasklare Wasser bot eine gelungene Abkühlung. Das Abendessen brutzelten wir dann beim Sonnenuntergang auch gleich auf dem Picknickplatz. So lässt es sich aushalten…!
Die nächsten Tage verbrachten wir um den Highway 1 herum und genossen die schönen Aussichten und die frische Brise am Meer.
Nächster Halt: Los Angeles
Liebe Grüße Kerstin & Christian
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