Jaaaa, wir haben es gewagt und sind tatsächlich in Tijuana über den Zoll gefahren! Das ist wohl einer der bekanntesten Grenzübergänge in dieser Region über den man immer wieder die schlimmsten Gruselgeschichten hört. Man wird erschossen oder zumindest überfallen und beklaut und würde stundenlang im Stau stehen, so haben wir es zumindest mehrfach gelesen.
Aber ja, wir haben halt eben diesen kleinen weißen Zettel aus den USA im Pass und müssen Ihn bei der Ausreise abgeben. Dazu braucht es aber einen Grenzübergang der sowohl eine USA- als auch eine México-Seite hat, und das ist halt bei kleineren nicht (immer) der Fall. Also haben wir uns für den Übergang in Tijuana entschieden, weil es dort auf jeden Fall auch eine amerikanische Seite gibt.
In Kolonne mit Kokopelli sind wir also zum Zoll aufgebrochen. Das Gefühl war zugegebenermaße schon etwas mulmig, als dann das Schild mit „No way back to the USA“ zu lesen war. Okay, wird schon gut gehen die Nummer, dachten wir uns. Wirklich gut zurechtgefunden haben wir uns ehrlichgesagt nicht und so wurden Marcel und Claudia in eine ganz andere Reihe geschickt als wir. Bei uns haben die netten Grenzbeamten nur kurz ins Auto geschaut und wollten uns direkt durchwinken, ganz ohne Stempel in unsere Pässe oder Papiere fürs Auto.
Wir haben dann ganz brav unseren Moe geparkt und sind zum Gebäude zurückgelaufen. Dort haben wir die Touri-Karte ausgefüllt mit der man dann zum Bankschalter muss um die Gebühr für die Einreise zu bezahlen. Das hat ganz problemlos geklappt und so haben wir wenige Minuten später offiziell die Erlaubnis für bis zu 180 Tage in Mexiko zu bleiben. Mit dem Stempel im Pass ging es zurück zum Bankschalter, wo dann die Papiere für Moe erstellt wurden. Der darf nun als „Casa Rodante“ (Wohnmobil) für glatte 10 Jahre im Land bleiben. Der nette Typ am Schalter konnte ganz gut Englisch und fand sich auch mit unserem deutschen Fahrzeugschein nach etwas Übung ganz gut zurecht.
Nachdem der Papierkrieg nun erledigt waren, durften wir los düsen. Aber Stopp mal – da war ja noch die Sache mit dem weißen Formular aus den USA?! Das hatten wir nämlich auch hier nirgendwo zurückgeben können. Mist, wie machen wir denn das jetzt? Bei Nichtabgabe könnte eventuell ein Einreiseverbot für die USA verhängt werden und das wollten wir natürlich auf keinen Fall riskieren. Also machten wir uns auf den Weg zu Fuß zurück in die USA um das blöde Ding loszuwerden. Auf der Brücke stand zwar ein bewaffneter Militärtyp, aber der war ganz nett und ließ uns mit einem Lächeln im Gesicht passieren. Dem ersten Grenzbeamten in den USA erklärten wir dann unser „Problem“ und durften ihm direkt die beiden Karten in die Hand drücken. Der hatte schon einen ganzen Stapel davon und wird hoffentlich das damit tun, was eben damit getan werden muss (so ganz kann uns das irgendwie keiner sagen und manche lassen die Karte einfach im Pass?) Zurück konnten wir dann nicht wieder einfach umdrehen, sondern mussten nochmal in die USA einreisen und direkt wieder nach México ausreisen 😊 Klingt schräg, war auch so! Der US-Grenzbeamte wusste gar nicht recht, was er jetzt mit uns anstellen sollte, ließ uns dann aber einreisen. In México ging das schon einfacher, dort ließ man uns nach Vorzeigen der Touristenkarte im Pass ganz easy passieren.
So, nun war endlich alles erledigt und auch Team Kokopelli war durch die Kontrolle durch. Bei den beiden wurde das komplette Auto durchleuchtet – ganz anders als bei uns. Den ganzen gruseligen Geschichten zu trotz können wir nun behaupten, erfolgreich und ohne Zwischenfälle eine der wohl „gefährlichsten Grenzen“ unbeschadet überquert zu haben. Alles halb so wild und kein bisschen gefährlich. Es war etwas chaotisch, aber unsicher haben wir uns wirklich nie gefühlt.
Knapp 300 Meter nach dem Zoll konnten wir bei einem Versicherungsbüro auch gleich die vorgeschriebene Versicherung fürs Auto kaufen. Mit knapp 110 Dollar ist Moe jetzt auch ein halbes Jahr versichert (kürzere Perioden gibt es zwar, sind aber gleich teuer 😊).
Tijuana selbst hat uns nicht wirklich zum Verweilen eingeladen – definitiv nichts Schönes. Also ging es gleich volle Fahrt aus dem Trubel raus. Nach Ensenada haben wir einen tollen privaten Campingplatz gefunden, wo wir uns gleich für 2 Nächte eingemietet haben. Sehr einfach gehalten, aber sehr idyllisch und schön gelegen. Einen kleinen Wachhund gab es als Goodie auch gleich noch obendrauf. So kann das Abenteuer México beginnen und wir gönnten uns zum überlebten Grenzübergang erst mal ein leckeres Tecate (mexikanisches Bierchen). Die Übernachtung kostet pro Auto inklusive Strom, Wasser und Internet übrigens knapp 100 MXN was ungefähr 4,70€ entspricht.
Die restlichen Tage haben wir uns weiter südlich auf der Baja gehalten und gleich mal eine erste Begegnung mit korrupten Polizisten gemacht. Wir haben uns blöd gestellt und sind dann ohne „Strafe“ (wir hätten angeblich ein imaginäres Stopp-Schild überfahren) davongekommen. Alle paar hundert Kilometer gibt es zudem Militärkontrollen. Die sind zwar anfangs etwas befremdlich, weil die Militärmänner ordentlich bewaffnet dastehen, aber weiter tragisch ist das nicht. Bis jetzt wollten Sie nur einmal in unser Auto schauen. Christian hatte einem der Männer den Inhalt unserer Transportkiste gezeigt, während ich dem anderen den Inhalt vom Kühlschrank und der Kühlbox zeigte. Beides war gar kein Problem und schnell erledigt. Die restlichen Kontrollen verliefen völlig easy und waren meist nach kurzen Standardfragen wie „Wo kommt ihr her?“ und „Wo wollt ihr hin?“ abgehakt.
Claudia und Marcel hatten bei der ersten großen Kontrolle leider etwas Pech. Einer der Militär-Typen hatte sich an Ihrem Hab und Gut vergriffen und einen Leatherman und eine Maglite geklaut. Ärgerlich, vor allem weil wir das vom Militär nicht erwartet hätten. Aber ja, auch das ist México und ab da waren wir auch bei den Militärkontrollen einiges wachsamer.
Ansonsten hatten wir auf der Baja aber keinerlei Zwischenfälle. Selbst wild campen war gar kein Thema, wir haben ein schönes Plätzchen direkt am Pazifik gefunden. So schön es tagsüber hier auch ist, so kalt wird es aber nach Sonnenuntergang. Auch wenn man es kaum glaubt wir sind dann mit langen Hosen, Pulli und Jacke dort gesessen 😊
Am Golf von Californien auf der anderen Seite der Baja war das Klima dann deutlich wärmer und die dicken Pullis und Jacken konnten schnell wieder weggepackt werden. Die Landschaft war sehr schön und super abwechslungsreich. In einem Moment waren überall diese riesigen Kakteen, dann wieder nur flaches Land mit ein paar wilden Pferden oder Kühen und dann wieder atemberaubende Küstenabschnitte. Gerade am Golf von Californien könnte man meinen man steht mitten in der Karibik. Ich war da zwar noch nie, aber genauso sieht das auf Bildern immer aus.
Von La Páz aus wollten wir dann die Fähre aufs Festland nehmen und dort das Abenteuer fortführen. Das Ticket war schnell zu bekommen, allerdings haben es die Preise ganz schön in Sich. Wir haben mit Moe noch Glück und werden als „normaler Van“ eingestuft. Mit Fahrer und extra Passagierticket für mich kommen wir auf 4300 MXN (knapp über 200€). Für ein Pickup mit Wohnkabine wird fast das Doppelte fällig und ein größeres Wohnmobil wäre noch teurer. Gut, die Überfahrt nach Topolobampo (ja, das heißt tatsächlich so 😊) dauerte auch knapp 7 Stunden und wir wurden mit einem Essen versorgt, aber es ist schon ganz schön teuer.
Die Männer haben die Autos auch alleine reinfahren müssen und wir Damen mussten als Passagiere extra an Bord gehen. Die angekündigte Gepäckkontrolle (gibt es übrigens nur für extra Passagiere und nicht für die Fahrer) war eher ein Witz. Es gab zwar einen Scanner, aber da konnten wir mit unseren Rucksäcken einfach so durchgehen.
Nach knapp 7 Stunden kamen wir dann in Topolobampo auf dem Festland an und steuerten gleich die naheliegende PEMEX-Tankstelle zum Übernachten an. Dort gab es einen großen LKW-Parkplatz und wir konnten uns erstmal ausschlafen. In der nächstgrößeren Stadt „Los Mochis“ haben wir uns dann erst mal beim Starbucks (jaaa, den gibt es hier auch) mit gutem Kaffee versorgt und ein bisschen das Internet angezapft, damit ihr endlich mal wieder neue Berichte und Bilder zum Anschauen habt.
Liebe Grüße aus México
Kerstin & Christian
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Mami (Montag, 02 Oktober 2017 23:28)
Hola Kerstin y Diddy, super, dass es so gut klappte mit der Einreise nach Mexiko � und es euch gut geht � Ihr habt uns wieder einen spannenden Bericht und so wunderschöne Bilder dazu geschickt. Vielen Dank � Liebe Grüße Mami