Wenn man in México ist und Zeit hat, dann darf natürlich auch eine Erkundungstour rund um die Vulkane nicht fehlen. Davon gibt es hier einige. Wir haben uns entschieden als erst mal den Nationalpark „Parque Nacional Izta-Popo Zoquiapan“ anzusteuern. Die geteerte Straße führte uns bis zum Visitor-Center auf ca. 3690m. Dort wollten wir uns eigentlich mit Infos zum Park ausstatten und eine Pipi-Pause einlegen. Das ganze Gebäude gleicht aber ehrlich gesagt einer kleinen bis mittleren Katastrophe. Es ist völlig versifft (das ist noch nett ausgedrückt) und Infomaterial gibt es grad gar keins. Auf dem Parkplatz ist eine Polizeistation und im Center selbst war niemand da den man irgendetwas hätte fragen können. Einzig allein ein Modell der beiden Vulkane „Popocatepetl 5462m“ und „Iztaccíhuatl 5220m“(kurz „Popo“ und „Izta“) ist zu sehen und verschafft einen kleinen Überblick.
Theoretisch hätte man auf dem Parkplatz hier auch übernachten können, aber das hat uns so gar nicht angemacht. Wir beschlossen ein Stück weiter zum Punkt „La Joya“ hoch zu fahren. Von dort aus kann man in einige Trails starten und da haben auch schon einige andere übernachtet. Die Schranke zur Straße war allerdings geschlossen. Komisch… In dem vermeintlichen Kassenhäuschen saß auch niemand, aber anhand der Reifenspuren waren kürzlich erst andere Autos da lang gefahren. Die Schranke war zwar unten – aber nicht abgeschlossen. Ganz mutig hat Christian dann einfach selbst die Schranke geöffnet und wir sind durchgefahren. Kaum um die erste Kurve rum, kamen uns auch schon einige bewaffnete Polizisten entgegen. Wir hatten schon den größte Ärger befürchtet – aber die haben sich kein bisschen für uns interessiert. Im Gegenteil, es wurde nur freundlich genickt, als wir vorbei düsten. Ok, dann wird das wohl nicht so falsch sein, dachten wir uns.
Der Weg bis zu „La Joya“ war allerdings etwas arg holprig. Die „Straße“ ist übersäht mit Schlaglöchern und eine gewisse Bodenfreiheit und Allrad sind absolut nicht fehl am Platz. Gut durchgeschüttelt kamen wir mit Moe aber heil in knapp 3990m Höhe an. Waaahnsinn….! Das Wetter war leider gar nicht so gut – es hatte ziemlich zugezogen. Nach einer längeren Verschnaufpause wurde es deutlich besser und wir beschlossen den Wanderweg in Angriff zu nehmen und schon mal ein paar Meter Aufstieg zu testen.
Gut eingepackt (Gott sei Dank haben wir unsere dicken Jacken noch immer nicht nach Hause geschickt) und bepackt mit Rucksack ging es los. Schon auf den 3990m fiel das Atmen etwas schwer, aber beim Aufstieg dann gleich noch mehr. Die Luft war hier oben ganz schön dünn. Ich wäre fast gestorben (mindestens 1000 Mal) und hatte richtig richtig Mühe. Christian hörte sich das Gejammer geduldig an und versuchte mich immer wieder zu motivieren. Immer wieder legten wir Stopps und kleine Verschnaufpausen ein. Die Aussicht war der absolute Hammer. Um auf den Vulkan „Popo“ schauen zu können, müssten wir allerdings noch weiter nach Oben. Das Wetter zog aber wieder ganz schön zu und wir beschlossen dann doch lieber umzukehren und morgen früh nochmal los zu ziehen, bevor wir im völligen Nebel landen.
Der Abstieg war erstaunlich einfach und schnell erledigt. Zur Stärkung gab es echtes Käsefondue aus der Schweiz. Das hatten wir in den USA gekauft und uns für einen richtigen Moment aufbewahrt. Der war auf 3990m Höhe definitiv da – mehr Alpenfeeling geht nicht 😊
Mir bekam die Höhe zunächst nicht ganz so gut, aber nach etwas „Eingewöhnung“ war es dann ganz OK. Nach dem Frühstück packten wir den Rucksack erneut. Diesmal den großen, denn wir wollten weiter nach Oben und machten uns mit Verpflegung, Kamera und Drohne bewaffnet auf den Weg.
Ich hatte gehofft es würde heute viiiiel leichter gehen, aber das war irgendwie nicht wirklich der Fall. Ich hätte gerne ein paar Mal aufgegeben, aber Christian war voll motiviert und wollte das unbedingt schaffen. Ich konnte ihn ja schlecht alleine gehen lassen, also musste ich das wohl irgendwie mit durchziehen. Langsam kämpften wir uns Stück für Stück nach oben, immer wieder mit kleinen Pausen. „Komm Schatz, nur noch ein Stück, das schaffen wir“ hörte ich immer wieder als Motivationsspritze. „Ich kann nicht mehr, es geht nicht“, jammerte es von mir zurück. So fertig war ich echt lange nicht mehr. Das wandern an sich wäre schon anstrengend gewesen, aber dann auch noch in dieser abartigen Höhe. Die Wanderpfade waren ganz schön steil und zum Teil ziemlich matschig. An anderen Stellen wieder rum durften wir ordentlich über die Steine und Felsbrocken klettern. Ein echter Gewaltakt, und das nur für die Aussicht und meinen Liebsten 😊 Aber ja, was soll ich sagen: es hat sich gelohnt! Wir waren zwar nicht ganz oben, aber haben es immerhin auf knapp 4500m geschafft. Mann, war ich stolz. Wann erklimmt man schon mal so eine Höhe?
Dort oben war eine ganz hübsche Plattform und wir konnten die Aussicht genießen. Der „Popo“ zeigte sich leider nicht komplett wolkenfrei, aber trotzdem war es echt schön. Christian ließ es sich nicht nehmen mit der Drohne ein paar Runden zu drehen. Gegen 13 Uhr füllte sich die Plattform dann langsam richtig. Immer mehr Wanderer kamen hier oben an und gönnten sich eine Pause. Erstaunlicherweise sahen die meisten genau gleich fertig aus wie ich, das gab schon wieder eine kleine Motivationsspritze. Offensichtlich hatten die meisten Leute beim Aufstieg ganz schon mühe und kamen auch nicht schneller als wir voran.
Wir waren super stolz auf unsere heutige Leistung und machten selbstverständlich einige Beweisfotos. Sonst glaubt uns das schließlich kein Mensch, dachten wir uns. Irgendwie konnte ich selbst nicht so recht glauben, dass wir da gerade hoch gelaufen sind. Von oben sah es auch nicht weniger anstrengend aus und die „Wanderwege“ waren kaum noch zu sehen 😊 Nach beendetem Fotoshooting machten wir uns langsam wieder auf den Weg zurück zum Auto. Dort gab es erst mal Zucker – Eistee für mich und einen Energydrink für Christian. Das hatten wir uns aber auch redlich verdient. Zum Übernachten steuerten wir einen Trailerpark in Puebla an. Laut Navi sollten wir ca. 2 Stunden brauchen, obwohl es nicht allzu weit entfernt war. Das ließ schon den Zustand der Straße vermuten. Und wir wurden nicht enttäuscht. Die offizielle Straße nach Puebla war die Pass-Straße „El Paso de Cortés“, ein einziger Feldweg oder irgendwas derartiges. Gut, ehrlich gesagt, sehen bei uns nicht mal die Feldwege so aus… Es hatte quasi kilometerlang ein Schlagloch an dem anderen, richtig tiefe Rillen, matschige Teilstücke und überlaufene Flüsse. Wir wurden wieder ordentlich durchgeschüttelt und kamen wie erwartet nur ganz langsam voran.
Hinter uns fuhr übrigens ein älterer Herr mit einem Kleinwagen (Kein Allrad und nicht besonders viel Bodenfreiheit). Christian war völlig begeistert, denn der Herr führte das Auto souverän durch sämtliche Schikanen und folgte uns unaufhaltsam. Zu cool… niemals hätten wir gedacht, dass er das schafft und waren schon innerlich darauf vorbereitet das Abschleppseil auszupacken. Nix da, das kleine Auto verschwand zwar immer wieder in den riesigen Löchern und Bodenwellen, aber kam auch jedes Mal tatsächlich wieder heraus 😊
Nach kurzem Check ob noch alles an Moe dran ist und Smalltalk mit dem Ehepaar im Kleinwagen ging es dann nach gut 12km „Feldweg“ auf einer richtigen geteerten Straße weiter. Beim Trailerpark lief es ganz unkompliziert ab und wir suchten uns ein schönes Plätzchen. Wir waren die einzigen Camping-Gäste, die anderen Fahrzeuge waren hier offensichtlich untergestellt und derzeit nicht bewohnt.
Jetzt ging erst mal zur benachbarten Shopping-Mall, wo wir auf etwas stabiles Internet und ein leckeres Abendessen hofften…
Liebe Grüße
Moe & seine Crew
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