Schon ganz zu Beginn der Planung unserer Reise stand für mich fest: Am Dia de Muertos will ich unbedingt in México sein. Ganz egal wo wir in der Zwischenzeit landen würden, notfalls fahren wir zig Kilometer um das zu erleben. Wer kennt nicht die Anfangsszene beim James Bond Film „Spectre“ oder hat schon mal Bilder von diesem Spektakel gesehen?
Es muss definitiv etwas ganz Besonderes sein und das möchte ich unbedingt selbst erleben. Der Punkt stand fest und vor allem ganz oben auf meiner persönlichen Bucketlist. Umso glücklicher war ich natürlich als sich herausstellte, dass wir definitiv und ganz ohne Umwege diesen Feiertag in México zelebrieren werden. Genauer gesagt in Oaxaca – wohl eines der Gebiete (so sagte man es uns zumindest) wo die Tage rund um den „Dia de Muertos“ besonders gefeiert werden.
Wir waren ja schon ein paar Tage in und rund um Oaxaca unterwegs und hatten das Sightseeing Programm soweit abgeschlossen. Jetzt konnten wir uns also voll den Festlichkeiten widmen. Eine perfekte Unterkunft haben wir dank dem lieben Tipp von Katrin und Hans-Jürgen auch gefunden – bei Calvin und Leanne in der Overlander-Oasis in Santa Maria del Tule. Die beiden sind eigentlich Canadier, leben aber seit einer halben Ewigkeit in México und betreiben hier einen kleinen Treffpunkt/Campground speziell für Overlander. Es gibt nur eine Hand voll Stellplätze und wir hatten Glück aufgrund einer Stornierung den letzten ergattern zu können. Perfekt…!
Die zwei sind super lieb und die perfekten Hosts. Sie sind damals selbst viel mit ihrem umgebauten Greyhound-Bus gereist und wissen genau, auf was es ankommt. Übrigens leben bzw. schlafen sie noch immer in ihrem Bus. Der steht nämlich in einer Art Halle (einem ehemaligen Restaurant) auf Ihrem Grundstück. Um den Bus herum wurde einfach kurzerhand eine Küche und ein Wohnzimmer gebaut – alles andere findet nach wie vor im Bus statt. Ist das nicht abgefahren?? Wir waren völlig von den Socken und konnten gar nicht oft genug betonen wie cool wir das finden.
Bei der ersten Tour durch Oaxaca machten wir schon die ersten Begegnungen mit den Feierlichkeiten. Es war schon ganz schön was los, die Vorbereitungen für Deko und Co liefen zum Teil noch auf Hochtouren und zum Teil fanden schon die ersten Umzüge in den Straßen statt. Denn der „Tag der Toten“ ist in México einer der wichtigsten Feiertage. Traditionell wird in Gedenken an die Verstorbenen gefeiert. Das ist ganz anders als bei uns in Deutschland völlig fröhlich, bunt, laut, ein bisschen schrill. Der Tot wird als ein Teil des Lebens gesehen und nach dem altmexikanischen Glauben kommen die Toten aus dem Jenseits einmal im Jahr quasi zu Besuch um mit den Lebenden zu feiern. Und genau das findet dann quasi vom 31.10. bis 02.11. in Form von Musik, Tanz, Umzügen durch die Straßen und Feiern auf den Friedhöfen statt.
Die Vorstellung, dass es sich beim Tot nicht um ein Ende, sondern den Anfang von etwas Neuem handelt, gefällt mir auf jeden Fall sehr gut. Klar ist der Tot immer etwas trauriges und man muss Abschied von einem geliebten Menschen nehmen, aber die Art und Weise wie man hier damit umgeht ist einfach eine ganz andere. Es ist keine Trauerveranstaltung, sondern ein mitreißendes und buntes Fest. Tage- und wochenlang vorher laufen die Vorbereitungen und es ist ALLES, aber auch ALLES im Style vom „Tag der Toten“ zu finden. Die typische „La Catrina“ (das Skelett als typisches Symbol) ist ständig zu sehen und auch die ganz typischen Blumen in orange können überall gekauft werden und finden permanenten Einsatz als Deko. Immer wieder sieht man besonders an den öffentlichen Plätzen die Totenaltäre, die mit Speisen, Blumen, persönlichen Gegenständen und Fotos gedeckt sind. Hier sollen sich die Toten nach der langen Reise aus dem Jenseits stärken können.
Wir waren völlig überwältigt was es alles zu sehen gab. Am meisten war definitiv in der Nacht vom 01. auf den 02. November los. Immer wieder marschierten Umzüge mit kostümierten Menschen in Begleitung von Musik durch die Straßen. Es waren zig Gruppen unterwegs und immer wenn eine neue kam, war die Straße komplett voll. An ein Durchkommen war nicht mehr zu denken. Da half nur eins: Mitmachen! Kurzerhand wird man dann auch als Zuschauer schnell zum Umzugs-Teilnehmer 😊
Mein Guggenmusiker/Fastnachts-Herz schlug natürlich sofort höher und ich konnte kaum genug kriegen. Das bunte Treiben in den Straßen findet bei uns so tatsächlich nur in der 5. Jahreszeit statt. Undenkbar dass man so etwas an Allerheiligen erlebt. Von den wunderschöne Kostümen und den aufwendig geschminkten La Catrinas war ich völlig begeistert – zig Fotos können das belegen und euch hoffentlich ähnlich mitreißen.
Stilecht ließen wir uns natürlich auch im waschechten Totenkopf Style schminken und mischten uns unter das Volk. Bis früh morgens wurde gefeiert. Wir genossen das volle Programm mit kulturellen Vorführungen, Umzugstreiben, Museum und Co wanderten erst in Richtung Bett als die schmerzenden Füße langsam streikten. Selbstverständlich gab es zwischendrin immer wieder Stärkungen an den Essensständen. Christian hat seither eine neue Leibspeise: Maiskolben am Spiel, eingepinselt mit Mayonnaise und in einer Art Parmesan gebadet. Klingt vielleicht erst mal komisch, schmeckt aber absolut lecker...!
Nach der großen Feier hieß es erst mal ausschlafen und erholen. Unsere Unterkunft machte ihrem Namen übrigens alle Ehre, denn wir fühlten uns pudelwohl und trafen gleich auch wieder viele andere Overlander. Unter anderem eine kleine Familie aus Californien, die wir damals auf der Baja (das klingt ja fast als wäre es Jahre her 😊) schon mal getroffen hatten. An Tag zwei kamen dann Horst und Valerie aus Österreich (www.time-and-out.com) und am nächsten Tag Till und Kathrin ebenfalls aus Deutschland (www.hottahue.com). Die beiden kannten wir bereits übers Internet und freuten uns natürlich umso mehr sie nun persönlich kennenzulernen.
Nach 3 tollen Tagen mit viel Trubel rund um DAS Volksfest schlechthin machten wir uns dann wieder auf den Weg. Oaxaca war genau der richtige Ort das mitzuerleben und mitzufeiern! Was für ein Erlebnis! Mit im Gepäck haben wir nun super schöne Erinnerungen, klasse Einblicke in die mexikanische Kultur und tolle neue Bekanntschaften.
Mehr oder weniger haben wir alle ein ähnliches Ziel und sind unterwegs in Richtung Yucatan. So ist es natürlich nicht ausgeschlossen, dass wir die ein oder anderen auch unterwegs nochmals treffen. Wir freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen und allen anderen können wir nur dringend einen Besuch bei Calvin & Leanne (www.overlanderoasis.com) empfehlen 😊
Bis bald…
Kerstin & Christian
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